Bridge ist ein Kartenspiel für vier Personen. Das ist die wohl kürzeste Beschreibung, die man für dieses "Spiel" finden kann. Doch Bridge ist weit mehr. Es
bietet Entfaltungsmöglichkeiten für jeden. Das Spektrum reicht von einer geistig anspruchsvollen Freizeitbeschäftigung bis zu hochsportiven, und damit mathematischen Ansätzen. Aber auch den
geselligen Aspekt dieses auf sehr verschiedene Weise kommunikativen Spieles gilt es bei der Einführung zu erwähnen. Es ist für jede Altersstufe und für jeden Grad an Ehrgeiz die Möglichkeit zu
ganz individueller Entwicklung gegeben, im faszinierendsten Spiel der Welt, im Bridge...
Turnierbridge wird mit einem festen Partner gegen andere Paare gespielt. Man sitzt seinem Partner gegenüber, versucht durch die erste der beiden Phasen des
Spieles, das Reizen, möglichst genau vorauszusagen, wie viele Stiche man mit dem gewählten Trumpf erzielen kann. In der zweiten Phase des, dem Spielen, versucht man, die im Reizprozess
versprochene Anzahl von Stichen zu bekommen, möglichst natürlich mehr... Bridge wird mit einem 52er-Blatt gespielt, die vier Farben heißen: Pik, Coeur, Karo und Treff; die Wertigkeit der Karten
geht von der höchsten, dem Ass, über die "Figuren" König, Dame, Bube bis hinunter zur 2.
Um mit dem Bridgespielen beginnen zu können, benötigt man, im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, keinen jahrelangen Unterricht, sondern Spaß am
Kartenspielen und Interesse an Taktik und Strategie. Die didaktischen Methoden, nach denen Bridge in Deutschland vermittelt wird, ermöglichen einen raschen Einstieg in das Spiel und erlauben es
dem Anfänger, sehr schnell selbst zu spielen. Allerdings geht es nicht ganz ohne ein unumgängliches Maß an Theorie.
In Deutschland ist es nicht schwer, Bridgespieler sowie Spiel- und Unterrichtsmöglichkeiten zu finden. Der beste Weg, sich eingehender über Bridge zu
informieren, ist der Besuch in einem der zahlreichen Bridgeclubs überall im Lande. Auf unseren Seiten finden Sie eine Auflistung aller Vereine mit Kontaktadressen. Ferner gibt es in den meisten
Volkshochschulen Kurse, in einigen großen Städten auch professionelle Bridgeschulen.
Beim Turnierbridge sind Zufall und Kartenglück ausgeschaltet. Alle Spieler verwenden die gleichen Karten, es kommt nicht auf das erreichte Ergebnis an sich
an, sondern vielmehr auf das in der Relation zu den anderen Resultaten erzielte Ergebnis. Für die Platzierung ist einzig entscheidend, was man aus seinen Karten verglichen zum Rest des Feldes
macht. Es gibt keine guten oder schlechten Karten! So ist das Denkspiel Bridge geradezu dazu prädestiniert, auch als Leistungssport betrieben zu werden. Auf diesem Niveau stellt Bridge hohe
Anforderungen an die Konzentration und an die strategischen Fähigkeiten.
So sagte es der ehemalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch in seiner Begrüßungsrede anlässlich des ersten IOC
Grand Prix im Olympischen Museum von Lausanne im September 1998, zu dem die besten sechs Bridge-Teams der Welt aus Brasilien, Frankreich, Italien, Polen, USA und China geladen worden waren.
Dieser erste Bridge-Demonstrationswettbewerb (1998) dauerte fünf Tage und es gab zwei Sieger: Im Finale spielten Brasilien und China unentschieden (1999 besiegte Italien die USA).
Neben den logisch-kombinatorischen Aspekten ist im Bridge die Psychologie ein ganz entscheidender Faktor. Zum erfolgreichen Bridgespiel ist das Eintaxieren
des Gegners, seiner Handlungen und die Analyse seiner Spielsituation unerlässlich. Man muss sich viele Situationen wie in einem guten Detektivroman vorstellen: da man keine sicheren Beweise für
die "Kartenhaltung" seiner Gegner hat - die Karten sind ja verdeckt - muss man sich anhand von Indizien ein Bild der Realität konstruieren. So ist es auch mit kleinen psychologischen Tricks
machbar, den Gegner in die Irre zu führen. Gerade dieser Teilaspekt macht Bridge so unverwechselbar und lässt den einmal in den Bann Gezogenen so leicht nicht mehr los.
Gerade durch die Vielfalt der Elemente ist Bridge für jeden etwas; jeder kann seinen individuellen Stil entwickeln, der häufig Rückschlüsse auf den Charakter
des jeweiligen Spielers zulässt: der Mutige, in "Fachkreisen" auch "Zocker" genannt, neigt zu risikofreudigem Spiel, der Logiker orientiert sich an den mathematischen Wahrscheinlichkeiten und der
Vorsichtige vermeidet, soweit möglich, jedes Risiko. Aber in verschieden Situationen erfüllt wohl jeder Spieler einmal jede der genannten Rollen... Außerdem wird derjenige, der heute ein großes
Turnier, z.B. eine deutsche Meisterschaft, besucht, einen repräsentativen Querschnitt durch alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen vorfinden.
Bridge ist durch das Internationale
Olympische Komitee in die olympische Familie aufgenommen worden. Im Juni 1995 wurde der Welt-Bridgeverband (WBF) zur anerkannten Organisation gemäß Artikel 4 der Olympischen Charta erklärt. Damit
ist der WBF seinem Ziel, als internationaler Sportverband anerkannt zu werden, einen großen Schritt näher gekommen.
Kurz vor der offiziellen Eröffnung
der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City erhielt Bridge im Rahmen eines IOC-Meetings die Gelegenheit, sich als Sport den Mitgliedern des IOC darzustellen, und zwar wurden Wettbewerbe
in den Konkurrenzen Open, Damen und Junioren organisiert.
Durch seine weltweit überragende
Stellung unter den Denksportarten ist Bridge dazu prädestiniert, als erste nicht-physische Sportart mit Medaillen ausgezeichnet zu werden. Den WBF, den Dachverband von Millionen aktiven
Bridgespielern weltweit, gibt es seit 1958. Unter seiner Schirmherrschaft finden Weltmeisterschaft (Bermuda Bowl) und Bridge-Olympiade für Teams im jährlichen Wechsel statt.
Bridge führt in Deutschland im
Vergleich zu anderen Ländern, wie zum Beispiel unserem Nachbarn Holland, noch eine relative Schattenexistenz. Aber der Trend ist stetig steigend, was Organisation und Mitgliederzahlen im
Deutschen Bridgeverband (DBV), der Dachorganisation des deutschen Bridges, anbelangt. Der DBV ist in 13 Landesverbände mit rund 480 Vereinen untergliedert und hat zur Zeit ca. 29.000
Mitglieder.
Auch sportlich haben deutsche
Spieler und vor allem Spielerinnen in den letzten Jahren für herausragende Erfolge gesorgt: Die Schüler und Junioren wurden Europa- bzw. Weltmeister, die Herren und Damen konnten ebenfalls
innerhalb der letzten Jahre eine bzw. zwei Weltmeisterschaften für Deutschland erringen.